Gruppenleitlinien der SHG „Ohrwurm“
Unsere Gruppe fasste mit einstimmigem Beschluss vom 25.09.2019 folgende Gruppenleitlinien.
Freiwilligkeit Gleichberechtigung Selbstbestimmung
In unserer Selbsthilfegruppe haben sich Menschen mit gesundheitlichen und seelischen Problemen zusammengefunden. Gemeinsam mit anderen wollen wir unsere Lebenssituation besser bewältigen. In der Gruppe finden wir Kontakt und Austausch, vor allem aber Wege aus der Isolation. Auch Angehörige sind in unserer Gruppe gern gesehen.
Freiwilligkeit, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung sind die grundlegenden Prinzipien unserer Selbsthilfegruppen-Arbeit.
Unsere Treffen können ärztliche Betreuung und professionelle Hilfe im Krankheitsfall nicht ersetzen, aber sinnvoll ergänzen.
Die persönliche Anrede
Für die persönliche Anrede haben wir uns für das „Du“ entschieden.
Sprich direkt
Wenn du jemandem aus der Gruppe etwas mitteilen möchtest, sprich ihn direkt an und zeige ihm durch Blickkontakt,
dass du ihn meinst.
Gib eine Rückmeldung, wenn du das Bedürfnis hast
Löst das Verhalten eines Gruppenmitgliedes angenehme oder unangenehme Gefühle bei dir aus, teile es ihm sofort mit und nicht später einem Dritten. Versuche nicht, das Verhalten des anderen zu bewerten, vermeide Interpretation und Spekulation. Schildere nur deine Gefühle, die das Verhalten des anderen bei dir auslöst und versuche das Verhalten zu beschreiben.
Wenn du eine Rückmeldung willst, höre ruhig zu
Wenn du eine Rückmeldung erhältst, versuche nicht gleich, dich zu verteidigen oder die Sache »klarzustellen «. Denk daran, dass dir keine objektiven Tatsachen mitgeteilt werden, sondern subjektive Gefühle und Wahrnehmungen deines Gegenübers. Versuche zunächst nur schweigend zuzuhören, dann von deinen Gefühlen zu sprechen, die durch die Rückmeldung bei dir ausgelöst worden sind, und gehe erst dann auf den Inhalt ein.
Auf Pünktlichkeit achten
Pünktlicher Beginn und pünktliches Ende sind für den Gruppenprozess sehr wichtig. Daher sollte das Treffen stets zur verabredeten Zeit beginnen und enden. Das gilt auch dann, wenn noch nicht alle da sind oder wenn ein Thema noch weiter zu besprechen wäre. Über Unpünktlichkeit sollte in der Gruppe gesprochen werden, vielleicht verbergen sich Unsicherheiten und Konflikte dahinter.
Sei dein eigener Chef
Bestimme selbst, was du sagen willst und was nicht. Richte dich nach deinen eigenen Bedürfnissen. Du trägst allein die Verantwortung dafür, was du aus dieser Gruppenstunde für dich machst. Du brauchst nicht zu fragen, ob das, was du willst, den anderen Gruppenmitgliedern gefällt. Sie sind auch ihre eigenen Chefs und teilen dir mit, wenn sie etwas anderes wollen als du. Nimm Rücksicht; äußere eigene Wünsche, aber lerne auch, sie ggf. zurückzustellen.
Störungen haben Vorrang
Unterbrich das Gespräch, wenn du nicht wirklich teilnehmen kannst, weil du z. B. gelangweilt, ärgerlich oder aus irgendeinem Grund unkonzentriert bist. Solch eine Störung sollte immer sofort angesprochen werden, da sie die gesamte Atmosphäre in der Gruppe belastet. Ein auf diese Art »Abwesender« hat selbst nichts von der Gemeinschaft und ist darüber hinaus ein Verlust für die gesamte Gruppe.
Wenn du willst, bitte um ein Blitzlicht
Wenn dir die momentane Situation in der Gruppe nicht mehr durchschaubar erscheint, äußere zunächst selbst deine Gefühle (Störungsmeldung) und bitte danach die anderen Gruppenmitglieder, ebenfalls kurz ihre gegenwärtigen Gefühle zu schildern. Die Gefühle werden nicht diskutiert. Ein Blitzlicht dient lediglich der Erhellung der augenblicklichen Situation.
Nur einer darf Sprechen
Es darf immer nur einer sprechen. Seitengespräche wirken unhöflich und stören die Gruppendiskussion.
Beachte deine Körpersignale
Dein Körper, deine Körperhaltung sagt dir oftmals mehr über deine momentanen Gefühle und Bedürfnisse als dir bewusst ist. Wird der Tinnitus lauter oder quälend, teile es kurz mit. Er will uns damit etwas sagen.
»Ich« statt »Man« oder »Wir«
Äußere dich nicht in unpersönlichen »Man-« oder »Wir-Sätzen«. Hinter diesen kannst du dich gut verstecken. Außerdem sprichst du für andere mit, von denen du gar nicht weißt, ob ihnen das recht ist. Zeige dich als Person und nutze das »Ich«.
Kompromittierende, beleidigende oder nicht der Wahrheit entsprechende Aussagen über Gruppenmitglieder sind unerwünscht.
Fragen/Rückfragen/Feedback
Fragen können dazu dienen, sich selbst und seine Meinung zu verstecken. Es ist daher möglich, dass sie andere verunsichern oder in die Enge treiben. Wenn du eine Frage stellst,
erkläre warum du sie stellst. Verständnisfragen sind erwünscht, auch die Frage an die Gruppe, ob ein Mitglied eine emotional betreffende Sache zum Thema machen möchte.
Rückmeldungen zum Beitrag eines Mitgliedes sind ausdrücklich erwünscht. Dabei möglichst keinen Ratschlag geben, vielmehr eigene Erfahrungen zum Thema anbringen.
Abstimmungen
Werden Abstimmungen erforderlich, so gilt die einfache Mehrheit (die „einfache“ Mehrheit erreicht ein Beschlussantrag bzw. Wahlvorschlag, wenn er mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen auf sich vereinigt).
Sommerpause
In den Monaten Juli und August trifft sich die Gruppe nicht zu ihren regulären Gruppentreffs. Ausgenommen davon bleiben geplante Aktivitäten.
Alles was in der Gruppe besprochen wird, darf den Gruppenraum nicht verlassen! Nur so kann Vertrauen entstehen und bleiben.